Workshop „Der NSU-Komplex: Rechtsterrorismus heute“
Am 10. Juli 2025 nahmen die Schülerinnen und Schüler der FOS-Vorklasse, FS 11A und FW 11A in zwei Gruppen an einem eindrucksvollen Workshop zum Thema „Der NSU-Komplex: Rechtsterrorismus heute“ teil. Das Menschenrechtsbüro Nürnberg bot diesen dreistündigen Workshop an, der sich mit einem der erschütterndsten Kapitel rechtsextremer Gewalt in Deutschland beschäftigte. Im Zentrum stand die neonazistische Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU), die zwischen 2000 und 2007 neun Menschen mit türkischem bzw. griechischem Migrationshintergrund sowie eine Polizistin ermordeten. Darüber hinaus verübte der NSU zahlreiche Sprengstoffanschläge und Raubüberfälle. Die Bezeichnung „NSU-Komplex“ verweist dabei nicht nur auf die Taten selbst, sondern auf das vielschichtige Versagen staatlicher Institutionen, insbesondere von Polizei, Verfassungsschutz und Justiz, sowie auf die gesellschaftlichen und medialen Mechanismen, die eine Aufklärung über Jahre hinweg behinderten.
Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten aktiv mit: Sie legten eine Zeitleiste der Ereignisse, ordneten Bilder der Opfer sowie der Tatorte zu und lasen Pressezitate, Stimmen von Angehörigen und Informationen aus polizeilichen Fallanalysen vor. Besonders erschütternd war die Erkenntnis, wie vorurteilsbehaftet Polizei und Medien agierten: Statt die Morde mit dezidiert rassistischem Motiv im rechtsextremen Milieu zu verorten, wurden lange Zeit die Opfer und ihr Umfeld verdächtigt und die Begriffe „Döner-Killer“ und „Dönermorde“ verwendet. Besonders skurril war die Tatsache, dass z.B. in der Nähe eines der Tatorte in Nürnberg die beiden (damals noch nicht identifizierten) Täter auf Fahrrädern gesehen worden waren – die vorurteilsbehaftete Sicht, die in einem Podcastbeitrag aufgezeigt wurde, dass „Neonazis“ und „Fahrradfahren“ nicht zusammenpassen, behinderte jedoch die Aufklärung.
Ein besonders ergreifender Moment war, als eine Rede des Sohns von Enver Şimşek, dem ersten Mordopfer des NSU, vorgetragen wurde. Şimşek wurde im Jahr 2000 in Nürnberg mit acht Schüssen in Gesicht und Brust getötet. Die Worte des Sohnes hinterließen einen tiefen Eindruck und machten deutlich, wie wichtig Erinnerung, Aufklärung und Empathie sind. Auch die Anschläge von Hanau, Halle und auf den CDU-Politiker Walter Lübke sowie die stetig steigende Zahl rechtsextremer Straftaten machen die weiterhin aktuelle Bedrohung durch den Rechtsextremismus deutlich.
Der Workshop war nicht nur ein Beitrag zur politischen Bildung, sondern auch ein starkes Zeichen gegen Rassismus und für eine offene, demokratische Gesellschaft und endete mit dem Wunsch seitens der Schülerschaft, dass häufiger derartige Veranstaltungen stattfinden mögen.
Marion Meinold-Pohlmann
